Alte Bekannte für wachsende Kulturen
Kulturen – ein Begriff der von vielfältigen Perspektiven geprägt ist. Pflanzen werden seit langer Zeit kultiviert, wir gestalten Kulturlandschaften und es gibt zahllose Bakterienkulturen die aktiv genutzt werden, um nur wenige Kulturprägungen zu nennen. Bioökonomische Ansätze, auch als sie noch längst nicht so bezeichnet wurden, beeinflussen unsere Kultur und unsere Kultur beeinflusst wiederum die Bioökonomie. Was können wir aus dieser Wechselwirkung lernen, wie wollen wir diese für eine nachhaltige Zukunft gestalten?

Lass rüber wachsen!
Im Dezember sind wir auf digitaler Tour. Züchte Austernpilze, debattiere über Organismen in Technik, Kunst und Gestaltung und mixe bioökonomische Cocktails mit und ohne Schuss.

Digitaler Workshop:
Austernpilze auf Pappe züchten

18.12.2020
16.00 – 17.00 Uhr
max. 15 Teilnehmende
Teilnahme kostenlos

In diesem Workshop wird gezeigt, wie aus handelsüblichen Austernpilzen und einem Stück Pappe eine eigene Austernpilzkultur angelegt werden kann. Oft werden Pilze auf Resten der Lebensmittelindustrie, wie beispielsweise Kaffeesatz, angebaut. Das macht sie zu einem tollen und dazu noch gesunden Beispiel für ein kreislauforientiertes Produkt. Mit dem erlernten Grundwissen zum Züchten von Austernpilze können weitere Experimente durchgeführt werden: Welche Substrate können noch funktionieren? Kann ich eine Blumenvase wachsen lassen? 

Zudem wird im Workshop ein Einblick gegeben, wo Pilze, neben der Nutzung als Lebensmittel, noch eingesetzt werden können und woran in diesem Bereich geforscht wird.

Für die Teilnahme werden folgende Werkzeuge und Zutaten gebraucht, die im Vorfeld besorgt werden sollen:

Austernpilze, möglichst frisch / Marmeladenglas mit Deckel (mindestens 250ml) / Wellpappe (z.B. Versandkarton) / Wasserkocher / Einweghandschuhe / Schere / Mundschutz / scharfes Messer / Desinfektionsmittel

Alle Teilnehmenden bekommen per Email Zugangsdaten zum digitalen Workshop. Per Viedeochat wird live dazu angeleitet, eigene Austernpilzkulturen auf Pappe zu züchten.

Digitale Debatte:
Kulturen – Organismen in Technik, Kunst und Gestaltung
17.12.2020
16.00 – 18.00 Uhr
Teilnahme kostenlos

Es gibt unzählige Organismen – Lebewesen wie Pflanzen und Mikroben, die Stoffwechsel betreiben. Menschen nutzen diese seit jeher auf vielfältige Weise. In dieser Debatte stellen unterschiedliche Professionen ihre Arbeit mit Organismen vor. Naturwissenschaftler*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen fertigen Fußbodenbeläge und Wandpaneele aus Pilzmyzel, färben Textilien mit Algen und lassen Wurzeln in Netzstrukturen wachsen. In Impulsvorträgen geben sie Einblicke in deren Experimente. Danach wird debattiert: Wie ist die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur? Wieviel menschliche Kontrolle ist möglich und nötig, welche Rolle spielt der Zufall? Unter welchen Rahmenbedingungen bietet die Nutzung von Organismen Potenzial, zu einem nachhaltigen Alltag beizutragen? Müssen und sollen sie das überhaupt?

Referent*innen:
Antoni GandiaBiotechnologe und Leitung Forschung und Entwicklung bei Mogu

Diana SchererBildende Künstlerin

Rasa Weber Designerin

Alle Teilnehmenden bekommen per Email Zugangsdaten zur digitalen Debatte. Damit können die Impulsvorträge im Livestream angeschaut und an der Debatte per Chatfunktion teilgenommen werden.

Antoni Gandia ist ein auf Pilze und Fermentation spezialisierter Biotechnologe. Seit vielen Jahren hält er Vorträge und Workshops und schreibt Veröffentlichungen rund um die Nutzung von Pilzen. Er berät offene Makerspaces und unterstützt Open Source und DIY-Projekte im Biologiebereich. Inspirieren lässt er sich von verschiedensten Disziplinen, darunter sind Namen wie der Mykologe Paul Stamets, der Ethnobotaniker und Philosoph Terence McKenna und der Naturforscher und Aktivist Henry David Thoreau. Antoni arbeitete mehrere Jahre bei den Pilzmaterial-Pionieren von Ecovative und forscht aktuell aktiv bei Mogu zu pilzbasierten Produkten und Lebensmitteln. Antoni sieht Pilze als wichtige Ressource für zukünftige Entwicklungen von Inneneinrichtung bis hin zur Medizin.

Diana Scherer ist eine bildende Künstlerin, die in Amsterdam lebt und arbeitet. Sie erforscht das Verhältnis des Menschen zu seiner natürlichen Umwelt. In ihren Installationen untersucht sie die Grenzen zwischen Pflanzenkultur und Natur. Was bedeutet „natürlich“ im Anthropozän und ist der Mensch nicht auch Natur oder eine parasitäre Spezies auf dem Rest seiner Umwelt? In den letzten Jahren hat sich ihre Faszination auf die Dynamik unterirdischer Pflanzenteile konzentriert. Das Wurzelsystem mit seinen verborgenen, unterirdischen Prozessen hat Diana Scherer in seinen Bann gezogen. Ihr Langzeitprojekt Exercises in Rootsystem Domestication (Übungen zur Wurzeldomestikation) entstand als Kunstprojekt mit einem intuitiven Ansatz und hat sich auch zu einer innovativen Materialforschung entwickelt.

Rasa Weber ist Designerin mit Sitz in Berlin. Ihre Designkonzepte zeichnen sich durch einen starken narrativen Ansatz und innovative Materialforschung aus. In ihren Arbeiten schafft sie Verbindungen zwischen Kreativwirtschaft, Forschung und Kunst. Sie arbeitet disziplinübergreifend in den Bereichen Innenarchitektur, Produktdesign und Film. Ihre Leidenschaft für visuelles Geschichtenerzählen und Erfahrungen aus der Arbeit im Theater machte den Film zu einem Schlüsselelement ihrer Designstrategie. In ihrer Arbeit versucht sie, eine emotionale Verbindung zwischen materieller Innovation, traditioneller Produktion und visueller Narration herzustellen. Im Rahmen unserer Debatte stellt Rasa Weber uns ihr Kooperationsprojekt Algaemy vor, ein analoger Textildrucker welcher die für den Druck benötigten Pigmente mit Mikroalgen selbst herstellt – ein Design-Laboratorium welches das Potenzial von Mikroalgen als Pigment im Textildruck untersucht.

Bioökonomie Bar:
Bioökonomische Cocktailrezepte mit und ohne Schuss
Wir öffnen im Dezember die virtuelle Bioökonomie Bar. Auf der Karte stehen ein swimmingpoolblauer Spirulina-Latte, ein selbstgebrautes Ginger-Beer, mit dem ein Moscow Mule gemixt wird sowie ein Erdbeer-DNA-Daiquiri, der mit Ananassaft und Alkohol die DNA von Erdbeeren extrahiert.

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