Mikroben
Mit Bakterien und Pilzen verbinden wir oft Negatives wie Schimmel oder Krankheiten. Dabei ist ein Großteil der Mikroorganismen äußerst hilfreich – sogar überlebenswichtig. Ohne sie gäbe es keinen Wein, kein Bier, kein Brot und keinen Camembert. Sie erzeugen besondere Geschmacksrichtungen und machen Lebensmittel haltbar. Farbpigmente können mit Hilfe von Bakterien erzeugt werden und im Labor sind es Mikroorganismen, die Aromen für unsere Nahrungsmittel und Enzyme für unser Waschmittel produzieren. Es gibt Mikroben, die Plastik fressen und es so zersetzen, zukünftig könnten sie also helfen, unsere Müllberge zu reduzieren. Es gibt zahlreiche „Alte Bekannte“ – Mikroben die Menschen seit tausenden von Jahren anwenden – als auch neue Entdeckungen und Forschungsfelder. Wie können wir diese für einen nachhaltigen Alltag nutzen?

Alte Bekannte – Mikroben
Alltägliche oder in Vergessenheit geratene Dinge schaffen den Einstieg in die Vielfalt der Bioökonomie.

Joghurt

Schon früh merkten Menschen, dass sauer vergorene Milchprodukte länger haltbar und besser verträglich sind als Milch. Es ist unklar wann und wo Joghurt erfunden wurde, es gibt jedoch Belege aus dem 5. Jahrhundert. Heute ist er eins der bekanntesten fermentierten Lebensmittel. Zur Herstellung wird Milch durch Milchsäurebakterien vergoren. Dabei wird ein Teil des Milchzuckers (Laktose) aufgespalten, dies macht ihn bekömmlicher. Je nach Art wird Joghurt noch zusätzlich eingedickt (z.B. durch Abtropfen).

Sauerkraut

Wie der Name schon verrät, handelt es sich um saures Kraut. Zur Herstellung wird Kohl mit Milchsäurebakterien fermentiert. Bereits Hippokrates beschrieb Sauerkraut als gesundes Lebensmittel. Durch die Fermentation wird der Kohl haltbar während gleichzeitig Vitamine erhalten bleiben. Sauerkraut war aufgrund seine Vitamin C Gehalts wichtiges Grundnahrungsmittel gegen Skorbut auf Schiffsreisen. Sauer fermentierter Kohl ist weltweit bekannt, in Korea zum Beispiel in einer schärferen Version als Kimchi.

Wein

Wein ist ein alkoholisches Getränk, das durch die Fermentation von Weintrauben entsteht. Bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. wurde in Vorderasien Weinbau betrieben. Zur Herstellung werden Trauben gepresst und der Saft (Weißwein) oder die Maische (Rotwein) wird vergoren. Bei der wilden Fermentation sind es Hefen, die sich auf der Schale der Trauben befinden, die die Gärung auslösen. Die Ergebnisse sind jedoch schwer abzuschätzen. Daher werden heutzutage größtenteils Reinzuchthefen gezielt zugesetzt.

Bier

Beim Bierbrauen werden Wasser, Malz und Hopfen miteinander vermischt. Der in Form von Stärke vorhandene Zucker wird durch die Zugabe von Hefe zu Alkohol fermentiert. Das älteste überlieferte Bierrezept ist über 5000 Jahre alt. Im Mittelalter bestand Bier noch aus sehr viel unterschiedlichen Zutaten. Nach und nach wurden diese Kräuterbiere in Mitteleuropa zunehmend vom auch heute noch bekannten Hopfenbier verdrängt.

Sojasauce

Bei der Herstellung von Sojasauce werden Sojabohnen mit Reis- und Weizenschrot gemischt und in speziellen Tanks fermentiert. Der Mensch kann mit seiner Zunge fünf Geschmacksrichtungen wahrnehmen. Neben Süß, Salzig, Sauer und Bitter gibt es auch die Geschmacksrichtung Umami. Sie bezeichnet etwas herzhaft oder wohlschmeckendes. Sojasauce löst hauptsächlich durch die Glutaminsäure die Umami-Geschmacksrichtung aus und verstärkt den Eigengeschmack von Lebensmitteln.

Käse

Mit der Reifedauer eines Käses steigt auch sein Preis im Verkauf. Um die Dauer zu verkürzen, verwenden Käsehersteller neben dem Enzym Lab zusätzlich Extrakte aus Lactobazillen oder technische Enzympräparate. Das Enzym Lab verändert die Struktur des Milcheiweißes, das Kasein. Technische Enzympräparate sollen keinen Einfluss auf die anfänglichen Prozesse, wie die Gerinnungszeit der Milch, ausüben. Sie sollen erst mit der Reifung aktiv werden und diese bis zu 50% reduzieren.

Senf

Das erste überlieferte Rezept zur Senfzubereitung stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christus und wurde von einem Römer verfasst. Schwarzer Senf wurde im Mittelalter auch als äußerliches Heilmittel eingesetzt. Zur Herstellung von Senfpaste werden meist geschrotete Senfkörner mit anderen Gewürzen, Essig und Traubenmost (daher auch das englische Wort „mustard“) vermischt. Diese Mischung, die Maische, wird anschließend vergoren. Dieser Fermentationsprozess gibt dem Tafelsenf seinen typischen Geschmack.

Schokolade

Schokolade erhält durch eine mehrtägige Fermentation seinen kakaohaltigen Geschmack. Für den Konsumkakao wird die Kakaoart „Forastero“ verwendet. Sie ist ertragreicher und resistenter gegen Krankheiten. Jedoch schmeckt sie bitterer als der „Criollo-Kakao“, welcher auch als Edelkakao bezeichnet wird.

Vanille

Der Hauptaromastoff der Vanille, das Vanillin, entsteht durch Trocknungs- und Fermentationsprozesse. Der Bedarf nach Vanillin ist jedoch höher, als das Vorkommen der Pflanze. Vanillin kann auch aus Abfällen der Zellstoffproduktion gewonnen werden. Dafür wird eine Säure aus den Sulfidabfällen mit Druck, Wärme, Oxidantien und Alkalien behandelt. Anschließend wird sie durch chemische Verfahren gereinigt.

Kaffee

Kaffee wird aus zwei unterschiedlichen Gründen fermentiert. Zum einen lässt sich der Geschmack von Kaffee mittels Fermentation beeinflussen. Zum anderen werden Hefen und Bakterien eingesetzt, um die Kirsche von ihrem Fruchtfleisch zu lösen.

Gemüsefermente

Gemüse wird durch Fermentation mit wilden Milchsäurebakterien, die sich in der Luft und auf der Gemüseoberfläche befinden, haltbar gemacht. Weil die Lebensmittel dabei nicht erhitzt werden, bleiben Vitamine erhalten. Wird das fermentierte Gemüse roh oder nur leicht erhitzt gegessen, liefert es unzählige aktive Milchsäurebakterien, die sich positiv auf Verdauung und Darmflora auswirken sollen.

Grundlagen – Mikroben
Basiswissen zum Themengebiet Mikroben.

Cyanobakterien

Cyanobakterien sind Bakterien, die Photosynthese betreiben können. Sie sind weltweit in Süß- und Salzwasser verbreitet. Sie spielen eine wichtige Rolle im Sauerstoffkreislauf der Erde, da sie Luftstickstoff assimilieren können und Sauerstoff produzieren. In Gewässern sind essenziell für deren Sauerstoffkreislauf. Sie können sich bei zu hoher Konzentration aber auch negativ auf ein Gewässer auswirken, da sie Stoffe produzieren die schädlich auf Organismen wirken können.

Desinfektionsmittel

Die Entdeckung von Desinfektion war ein großer Durchbruch in der Medizin und rettet seitdem tagtäglich unzählige Leben. Bei übermäßiger und falscher Anwendung können chemische Desinfektionsmittel jedoch Allergien auslösen, die Hautflora angreifen, hormonell wirken und resistente Keime fördern. Der Kontakt mit Mikroben ist außerdem für den Aufbau des kindlichen Immunsystems wichtig. Ein steriler Haushalt ist daher nicht sinnvoll. Im Alltag reichen gängige Seifen, Wasch- und Putzmittel aus.

Sauerteig

Sauerteig hat eine lange Geschichte und wird bereits im Neuen Testament im „Gleichnis vom Sauerteig“ erwähnt. Der Teig dient der Herstellung von Backwaren und ist Geschmacksgeber, verbessert die Verdaulichkeit, dient der Haltbarkeit und die ernährungsphysiologischen Eigenschaften werden positiv beeinflusst. Durch Milchsäurebakterien und Hefen kommt eine Gärung zustande, welche Kohlendioxid produziert, dies lockert den Teig auf.

Darm-Mikrobiom

Das Mikrobiom des Darms besteht aus einer Vielzahl von Mikroorganismen. Es ist wichtig für die Versorgung mit Vitaminen, die Zersetzung von Nahrungsmitteln und beeinflusst die Widerstandsfähigkeit des Immunsystems essenziell. Die Mikroorganismen helfen beim Abwehren von Krankheitserregern, regen den Dehnungsreiz an und haben Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Menschen. Eine Störung der Darmflora kann zu verschiedenen Krankheiten führen und dauerhafte Probleme verursachen. Ist sie beispielsweise durch die Einnahme von Antibiotika gestört, kann die Einnahme von lebenden Mikroben helfen, sie wieder aufzubauen.

Ausgangsorganismen – Mikroben
(Verarbeitete) Lebewesen, die Stoffwechsel betreiben und in der Bioökonomie relevant sind.

Kombucha

Kombucha ist ein gezuckertes Teegetränk, welches durch Hefen und Bakterien vergoren wird. Durch alkoholische Gärung wird Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid umgebaut. Essig- und Milchsäurebakterien sorgen für den charakteristischen Geschmack. Das Getränk ist leicht sprudelig und besitzt einen Alkoholgehalt von 0,5-2%. An der Oberfläche bildet sich eine gallertartige Schicht, Bakterienzellulose, welche als Scoby bezeichnet wird.

Zunderschwamm

Der Zunderschwamm ist ein heimischer Pilz, welcher Bäume besiedelt. Der Schwächeparasit wurde früher gesammelt, in Urin gekocht, anschließend getrocknet und als Anzünder für Feuer vertrieben. Daher stammt der Name Zunderschwamm. Aus dem Fruchtkörper kann ein lederartiges Material gewonnen werden. Früher wie heute ist er als Vitalpilz populär. Der Pilz steht in Deutschland unter Naturschutz.

Pilze

Pilze sind in der Lage Lignin und Zellulose aufzuspalten und bauen so z.B. Totholz in Wäldern ab. Mit dieser Fähigkeit sind sie zentrale Akteure im Kohlenstoffkreislauf der Welt. Oftmals gehen sie Symbiosen mit Pflanzen ein und tauschen Nährstoffe mit ihnen aus. Als Nahrungsmittel sind sie sehr beliebt und äußerst nahrhaft. In der Medizin finden die Pilze selber oder isolierte Inhaltsstoffe sehr häufig Anwendung. Penicilline zum Beispiel werden durch Pilze produziert.

Milchsäurebakterien-Pulver

Milchsäurebakterien kommen bei Menschen und Tieren vor und besiedeln z.B. den Verdauungstrakt. Sie sind in der Lage Kohlenhydrate zu Milchsäure umzuwandeln. Die Milchsäurebakterien verdicken Milch und werden daher zur Herstellung von Käse und Joghurt genutzt. Sie werden zur Haltbarmachung von Lebensmitteln wie Sauerkraut oder Kimchi eingesetzt. Ihnen wird eine vitalisierende Wirkung zugesprochen. Bestimmte Milchsäurebakterien können in Pulverform ein zeitlang konserviert werden. Dies wird beispielsweise für Joghurt- Starterkulturen angewendet.

Hefe-Pulver

Reinzuchthefe für Lebensmittel sind Hefestämme, die durch Auslese und Züchtung aus Wein-, Sauerteig- oder Bierhefen gewonnen wurden. Im Mittelalter übernahm das der Hefner. Diese Reinzuchthefen sind oft triebstärker als wilde Hefen, dafür aber empfindlicher gegenüber anderen Stoffen, wie Salze oder Säuren. Man kann sie, je nach Anwendungsbereich, als frische Blockhefe, in Pulverform, als Tablette oder in flüssiger Form kaufen. Getrocknete Hefen sind länger haltbar als frische.

Algen

Alge ist ein Sammelbegriff für verschiedene wasserlebende, Photosynthese betreibende Lebewesen. Blaualgen sind sogar Bakterien. Die kleinsten Algen sind mikroskopisch klein, die größten werden bis zu 60 Meter groß. Manche Arten sind auf besondere Lebensräume wie Bäume, Boden oder Schnee spezialisiert oder leben in Symbiose, z.B. mit Pilzen (Flechten). Algen werden als Lebensmittel oder in der Medizin genutzt. Es wird daran geforscht, sie für Biotreibstoffe, Tinte, Filter oder Dünger einzusetzen.

Milchsäurebakterien

Zwar sorgen Milchsäurebakterien dafür, dass Milch sauer wird, anders als der Name vermuten lässt, findet man sie aber auch an vielen anderen Orten. So ist auch unser Körper (z.B. im Darm) von verschiedenen Milchsäurebakterienarten besiedelt. Im Bereich der Lebensmittel werden Milchsäurebakterien schon seit Jahrtausenden zur Fermentation genutzt, beispielsweise für Sauerkraut, Käse, Joghurt oder Sauerkraut. Manche Arten können jedoch auch für den Menschen pathogen wirken oder zum Verderb von Lebensmitteln führen.

Hefepilze

Hefen sind einzellige Pilze, die sich durch Knospung oder Spaltung vermehren können. Unter Luftabschluss setzen sie einen Gärprozess in Gang, bei dem Stärke zu Alkohol und CO2 aufgespalten wird. Wir kennen das aus dem Bereich der Lebensmittel. Hefen werden auch in der Medizin eingesetzt, beispielsweise gegen Durchfallerkrankungen, sind aber auch selbst Krankheitserreger. In der Biotechnologie werden genveränderte Hefen als Produktionsorganismus für Aromen, Wirkstoffe, Enzyme oder Chemikalien genutzt.

E.coli Bakterien

E.coli- Bakterien (Escherichia coli), auch Kolibakterien genannt, kommen normalerweise im Darm von Menschen und Tieren vor. Als Teil der menschlichen Darmflora produzieren E.coli-Bakterien Vitamine, vor allem Vitamin K. Es gibt viele verschiedene Bakterienstämme. Einige wenige davon können Krankheiten verursachen und sind Auslöser vieler Infektionskrankheiten. In der Biotechnologie werden ausgewählte E.coli-Stämme als Modellorganismus genutzt und sind daher sehr gut erforscht.

Anwendungen – Mikroben
Produkte, Materialien und Forschungsgebiete der Bioökonomie.

Waschmittelenzyme

Die meisten Waschmittel enthalten Enzyme. Sie helfen dabei Verschmutzungen zu lösen. Proteasen spalten Eiweiß, Amylasen spalten Stärke, Lipasen spalten Fett, Pektinasen spalten Pektine und Cellulasen spalten Zellulose. Ohne Enzyme wäre der meiste Schmutz nicht wasserlöslich. Schon vor hundert Jahren nutzte man in Waschmitteln Proteasen die aus der Bauchspeicheldrüse von Schlachttieren gewonnen wurden. Heute werden Enzyme meist biotechnologisch mit genetisch veränderten Mikroorganismen produziert.

Backwarenenzyme

Zum Backen werden Enzyme benötigt. Sie stecken in Hefen, Bakterien und Malz und sind natürlichen Schwankungen unterworfen. Amylasen zum Beispiel sorgen für Volumen, eine schöne Kruste zu erzeugen und halten das Brot länger frisch. Andere erleichtern die Handhabbarkeit des Teiges. Um konstante Qualität sicherzustellen und Teigeigenschaften zu verbessern werden schon lange Enzyme zusätzlich zugegeben. In der industriellen Herstellung erleichtert ihr Einsatz zudem die maschinelle Herstellung und spart Zeit. Sie müssen oft nicht deklariert werden.

Milchsäure in Kosmetik

Milchsäurebakterien in Kosmetik sollen der Haut dabei helfen, eine natürliche Schutzbarriere aufzubauen. Die körpereigene Immunabwehr und das Mikrobiom der Haut soll durch die Milchsäurebakterien gefördert werden, um Entzündungen und Rötungen auf der Haut vorzubeugen oder sie zu reduzieren.

Pilzmyzelmaterial

Pilze bestehen aus Fruchtkörper und Myzel. Der Fruchtkörper, welchen wir meist als Pilz verstehen, ist jedoch nur ein kleiner Teil des ganzen Pilzes. Das Myzel eines Pilzes befindet sich im Boden und bildet sich zu großen Geflechten aus. Es ernährt sich von Zellulose und kann somit gut in zellulosehaltigen Materialien wachsen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Forschungsprojekte zur Materialherstellung aus Pilzmyzel. Sie bieten beispielsweise eine Alternative zu tierischem Leder beispielsweise für Schuhe oder zu Dämmplatten aus Styropor.

Fleischalternativen

Das Unternehmen Botanic Bites verkauft vegane Gerichte. Eine große Rolle spielen dabei die Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten und das verwerten von einwandfreien Lebensmitteln, die eigentlich auf dem Müll landen würden. Für ZPEKJES, einer veganen Fleischalternative, werden beispielsweise die Stämme von Austernpilze verwendet. Diese bleiben nach der Speisepilzernte zurück und bilden die Basiszutat, um ZPEKJES zu produzieren.

Himbeeraroma

Himbeeren sind teuer, deshalb wird in Lebensmitteln wie Joghurt oft Aroma eingesetzt. Mit Hilfe von Bakterien, Pilzen oder Enzymen können mit günstigen Ausgangsstoffen natürliche Aromen hergestellt werden. Für Himbeeraroma ist Zedernholzöl als Ausgangsstoff gebräuchlich. Mit Hilfe von Mikroorganismen hergestelltes Himbeeraroma hat das Potenzial 20 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche einzusparen, die der Anbau von echten Himbeeren in entsprechender Menge benötigen würde.

Enzymrecycling

Textilien bestehen oft aus einer Mischung zweier oder mehrerer Fasermaterialien, wodurch das Recycling der Einzelkomponenten schwer oder unmöglich ist. Es wird an biochemischen Verfahren geforscht, die mit Enzymen Recycling ermöglichen. Fasern aus Zellulose, wie etwa Baumwolle oder Viskose, wandeln die Enzyme in Glucose um, wodurch die verbleibende Komponente, etwa Polyester oder Aramid, dem jeweiligen Recyclingkreislauf zugeführt werden kann.

Zunderschwammleder

Der Zunderschwamm ist ein Parasit, welcher an Laubbäumen wächst. Ein Teil seines Fruchtkörpers erhält mit der richtigen Verarbeitung lederähnliche Eigenschaften. Ein Start-Up namens ZVNDER nutzt dieses Material als Lederalternative für Geldbörsen, Uhrenarmbänder oder Mützen. Der Zunderschwamm wächst ganz natürlich heran. Struktur und Farbe des Zunderschwamms variieren mit den Wachstumsbedingungen, weshalb jedes Produkt andere Marmorierungen aufweist.

Kombuchaleder

Kombucha ist ein fermentiertes Getränk, produziert von Bakterien und Hefen. Dabei produzieren Bakterien auch feinste Zellulosefäden, die sich als dicke Haut an der Oberfläche der Flüssigkeit sammeln. Getrocknet wirkt diese Haut lederähnlich. Forscher*innen versuchen diese Bakterienzellulose als Lederalternative nutzbar zu machen. Sie hat jedoch eine andere Zusammensetzung als Haut und lässt sich daher nicht auf die gleiche Weise zu Leder gerben. Das macht den Prozess zu einer großen Herausforderung.

Pilzmaterialien

Die Firma Mogu erforscht das Potenzial von Pilzmyzel in verschiedenen Anwendungsbereichen. Sie bieten die ersten kommerziellen Produkte auf Myzelbasis auf dem Markt an, die sich für Inneneinrichtungen einsetzen lassen. Die Mogu Bodenfliesen bestehen aus einem Kern aus Myzelkomposit, der mit Harzen beschichtet ist, die 90% biobasiert sind. Die Mogu Akustikmodule werden aus weichen, schaumstoffartigen Myzelmaterialien und aus aufbereiteten Textilresten hergestellt.

Plastikfressende Bakterien

Im Jahr 2016 hatte eine Gruppe japanischer Forscher entdeckt, dass das Bakterium der Spezies Ideonella sakaiensis 201-F6 auf PET-Kunststoffen wächst und sich teilweise davon ernähren kann. Das Bakterium kann PET in seine Bestandteile zersetzen. In 60 Wochen bei 30 Grad Celsius fressen die Organismen einen dünnen Plastikfilm auf. Künftig könnten damit PET-Kunststoffe und anderes Plastik in ihre Ausgangsstoffe zurückgewandelt werden, um daraus neue Kunststoffe zu erzeugen.

Radiolaria Leuchte

Bernotat&Co

Die Radiolaria Leuchte „Tentaculus giganticus“ von Bernotat&Co ist inspiriert von Ernst Haeckels Illustrationen von Radiolarien. Sie ist eine freie, formale Interpretation von diesen Organismen. Sie ist Teil einer Familie von elf Leuchten aus 3D-Strickstoff mit im Dunkeln leuchtenden Nähten, inspiriert vom Phänomen der Biolumineszenz und den mikroskopisch kleinen Organismen. Wenn das Licht ausgeschaltet wird, hinterlassen die Radiolaria ein geheimnisvolles grünes Nachleuchten. Sind es Bakterien? Plankton? Pflanzensamen? Oder vielleicht Planeten?

Weiterführende Quellen und Hersteller*innen